Liebe in Zartbitter by Dorn Christa

Liebe in Zartbitter by Dorn Christa

Autor:Dorn, Christa [Dorn, Christa]
Die sprache: eng
Format: epub
Goodreads: 18299998
veröffentlicht: 2013-07-01T22:00:00+00:00


XII.

Pascha? Elena starrt ungläubig aus dem Fenster. Sie reibt sich die Augen und schaut noch einmal nach unten.

Nein, es ist kein Irrtum. Der junge Mann, der vor dem Hoteleingang auf- und abmarschiert, ist kein anderer als ihr Verlobter. Ihr Herz schlägt freudig erregt. Hat er es also einrichten können, und nun steht er vor ihrem Hotel.

Ungeachtet des verbundenen Knöchels stürzt sie zum Fahrstuhl, dann an der Rezeption vorbei. Als sich das Glasportal öffnet, kehrt er ihr den Rücken zu.

Lautlos tritt sie hinter ihn, hält ihm die Augen zu.

Mit einem Ruck wendet sich Hendrik Würtz halb um. Durch die zarten Damenfinger hindurch erkennt er einen kupferblonden Wuschelkopf.

„Sind Sie jetzt völlig übergeschnappt, Fräulein Bauer? Was erlauben Sie sich?“, schnaubt er und befreit sich unsanft aus den ihn umschlingenden Armen.

„Aua, Pascha, du tust mir weh!“

Hendrik erstarrt zur Salzsäule. Das ist doch nicht möglich, denkt er und betrachtet die junge Frau vor ihm wie einen Geist.

„Elena? Du?“

„Wer sonst?“, schmollt die und tritt einen Schritt zurück. „Gefalle ich dir nicht mit meiner neuen Frisur? Allerneuester Chic – aber wer ist dieses Fräulein Bauer?“

Misstrauisch starrt sie ihren Verlobten an, bricht dann jedoch über seinen Gesichtsausdruck in perlendes Gelächter aus. „Wenn du dich sehen könntest! Nun komm schon oder willst du ewig vor der Tür stehen bleiben? Meine Suite ist sehr bequem, Schatz.“

Würtz steht noch immer wie vom Donner gerührt.

„Sag bloß, du bist auch im ‚Le Dome‘ abgestiegen?“, fragt er ungläubig.

„Was heißt auch?“

Erneut steigt Argwohn in Elena auf. Ist Hendrik gar nicht wegen ihr zum Hotel gekommen? „Wer noch? Dieses Fräulein Bauer vielleicht?“

„Ja, ja, die auch“, bestätigt der vorgebliche Reiseleiter gedankenlos. Er ist noch nicht darüber hinweg, dass vor ihm nicht Lena Bauer steht, sondern seine Verlobte. Er wird Elena einiges erklären müssen.

„Och, da bisste ja, Kleene. Ick hab‘ mir schon Sorjen jemacht. Haste den Schlüssel?“ spricht Fritze, der gerade aus der Kneipe kommt, die vermeintliche Lena an. Da bemerkt er den Reiseleiter neben ihr. Verdammt, sagt er sich verlegen, der Heini darf nüscht davon erfahren. „Kannst ihn mir morjen früh beim Frühstück jeben, Lenchen“, flüstert er hastig und verschwindet in Richtung Fahrstuhl.

Würtz schaut unbehaglich drein, Elena überrascht. Sie begreift noch immer nicht, was abläuft.

„Komm bitte mit in meine Suite und hilf mir zu verstehen, was hier gespielt wird“, fordert sie energisch. Ihre wasserblauen Augen funkeln, als sie den jungen Mann zum Aufzug zieht. Der macht keine Anstalten, sich zu sträuben, sondern überlegt blitzschnell, was er der erzürnten Elena sagen darf, um sie zu beruhigen. Um alle Karten auf den Tisch zu legen, dazu ist es noch zu früh.



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